PISA-Studie: Österreich liegt weiter im Mittelfeld
Heute am 6. Dezember 2016 wurden die Ergebnisse der PISA-Studie 2015 präsentiert. Mehr als eine halbe Million SchülerInnen im Alter von 15-16 Jahren wurden in den Disziplinen Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik sowie "kollaboratives Problemlösen" getestet.
In Österreich waren es rund 7.000 SchülerInnen aus ca. 270 Schulen, die von Oktober bis Dezember 2015 an PISA teilgenommen haben. Die PISA-Studie wird in Österreich vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) durchgeführt. Der Test wurde in Österreich zum ersten Mal vollständig computerbasiert durchgeführt. Vertreten waren AHS, BMHS, Haupt- und Neue Mittelschulen, Polytechnische Schulen, Sonderschulen, Berufsschulen und Bildungsanstalten für Kindergarten- und Sozialpädagogik. Pro Schule wurden höchstens 36 SchülerInnen ausgewählt.
Neues Testfeld "kollaboratives Problemlösen"
Neu ist auch das Testfeld "kollaboratives Problemlösen", dessen Ergebnisse aber erst 2017 präsentiert werden sollen. Haupttestfeld waren aber die Naturwisssenschaften - das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Aufgaben aus diesem Gebiet kamen.
Oberösterreich erhält auch eine eigene Bundesländer-Auswertung, die Ergebnisse werden aber nicht heute am 6. Dezember sondern Anfang 2017 präsentiert.
Naturwissenschaftsleistungen 2015 unterscheiden sich nicht vom OECD-Mittel
Österreich erzielt einen Mittelwert von 495 Punkten und liegt somit im OECD-Schnitt (493 Punkte). SchülerInnen aus Japan (538), Estland (534) und Finnland (531) erzielen die höchsten Leistungen im Bereich Naturwissenschaft. Jugendliche aus Slowenien (513), Deutschland (509) und der Schweiz (506) erzielten im Schnitt bessere Naturwissenschaftsleistungen als jene in Österreich.
Im Bereich Naturwissenschaft werden 7 Kompetenzstufen unterschieden. Österreich liegt mit einer Spitzengruppe von 8% im OECD-Schnitt. 21% der Jugendlichen sind RisikoschülerInnen - ebenfalls im OECD-Schnitt.
Die Geschlechterunterschiede sind in Österreich sehr deutlich und weltweit am größten: Burschen erzielen im Schnitt 504 Punkte und liegen im Vergleich mit Mädchen um 19 Punkte vorne. Unter der Spitzengruppe sind in Österreich auch deutlich mehr Burschen als Mädchen (66% zu 34%) und in der Risikogruppe überwiegen knapp die Mädchen (53%).
Mathematikkompetenz: signifikant bessere Ergebnisse als der OECD-Schnitt
Österreich liegt mit 497 Punkten signifikant über dem OECD-Schnitt (490). 22% der Jugendlichen gehören zur Risikogruppe, 12% erzielen Spitzenleistungen. Der Vorsprung der Burschen zu den Mädchen beträgt 27 Punkte.
Die höchsten Mathematikleistungen zeigen SchülerInnen aus Singapur (564) Japan (532), Korea (536), Schweiz (521) und Estland (520). Im Vergleich zu Österreich zeigen Jugendliche in Slowenien (510) und Deutschland (509) signifikant bessere Mathematikleistungen.
Lesekompetenz: geringere Leistungen als OECD-Mittel
Im Bereich Lesen liegt Österreich mit 485 Punkten deutlich unter dem OECD-Schnitt (493 Punkte). 23% der SchülerInnen liegen in der Risikogruppe, 7% zählen zur Spitzengruppe. Hier liegen die Mädchen mit einem Vorsprung von 20 Punkten im Vergleich zu den Burschen vorne. Die höchsten Leseleistungen zeigen SchülerInnen aus Kanada (527) und Finnland (526). Auch Singapur liegt mit 535 Punkten an der Spitze. Deutschland (509) und Slowenien (505) zeigen auch bessere Leseleistungen als österreichische Jugendliche.
Das Lesen ist somit seit 15 Jahren ein Schwachpunkt von österreichischen Jugendlichen bei PISA.
Quelle: Bundesinstitut für Bildungsforschung (bifie)
Weitere Infos
PISA 2015: Zusammenfassung der ersten Ergebnisse vom bifie
Statements zu den Ergebnissen
Bildungsministerin Dr. Sonja Hammerschmid: "Ergebnisse inakzeptabel"
"Der Durchschnitt ist für mich kein erstrebenswertes Ergebnis", so die Ministerin. Die Gruppe der Risikoschüler sei zudem noch immer zu groß, der starke Zusammenhang von Bildungserfolg und Herkunft "erschreckend". "Es ist Zeit zu handeln", appellierte sie.
Hammerschmids Ziel: Österreich unter den Top 10 der OECD-Staaten bei PISA. Als Sofortmaßnahme sollen ab kommendem Schuljahr in den ersten Klassen der Volksschulen Lehrer Diagnose- und Förderinstrumente erhalten, um die Schwächen von Schülern angehen zu können. Geschlechtergerechte Ansätze in der neuen Lehrerausbildung, Fort- und Weiterbildung sollen außerdem dazu führen, dass Mädchen in Mathematik und den Naturwissenschaften künftig nicht mehr schlechter abschneiden als die Burschen. Ganztagsschulen und das neue Autonomiepaket sollen zudem dazu beitragen, die in Österreich stark ausgeprägte Bildungsvererbung zu verringern.
(Quelle: APA)
Bildungsreferent für OÖ Mag. Thomas Stelzer: "Ergebnisse ernüchternd"
"Da gibt es nichts schönzureden. Wenn die österreichischen Schülerinnen und Schüler in den untersuchten Gegenständen maximal leicht über dem OECD-Durchschnitt liegen und ein Drittel als Risikoschüler eingestuft werden, können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.", betont LH-Stv. Mag. Thomas Stelzer nach Veröffentlichung der Ergebnisse.
In Oberösterreich werde man alles, was im Rahmen der Kompetenzen möglich ist, unternehmen, um die sogenannten Grundfertigkeiten zu stärken. Erst kürzlich in OÖ umgesetzte Maßnahmen sind der Bildungskompass, der den Übergang von Kindergarten auf die Volksschule verbessern soll und ein Lesetest für Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Schulstufe samt Fördermaßnahmen für ein besseres Leseverständnis und mehr Lesekompetenz.
"Seit Jahren wird gepredigt, dass wir uns in der Volksschule wieder mehr auf die Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen konzentrieren müssen. Den Worten müssen jetzt auch Taten folgen", betont Stelzer in Richtung Bildungsministerium. Dort müsse man, laut Stelzer, auch hinterfragen, ob die bildungspolitischen Maßnahmen, die in den letzten Jahren gesetzt wurden, auch den gewünschten Effekt erzielt hätten.
Präsident LSR OÖ Fritz Enzenhofer: "Es ist nur eine von vielen Studien, die es gibt. Nach Auswertung der Oberösterreich-Daten werden wir konkrete Schlüsse ziehen." (Quelle: OÖN)
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